Uelzener Kultur-Spuren


Das Ulenköper-Denkmal

Feierliche Enthüllung des Ulenköper-Denkmals am 6. Mai 1967 durch Hans E. Seidat (links) und Christian Meyer (rechts) – Foto Sammlung J.-Chr. Meyer

Im Rahmen der Führung mit dem Nachtwächter durch das abendliche Uelzen – die es leider mittlerweile nicht mehr gibt – war sie eine der beliebtesten Spielszenen: Die Geschichte, wie die Uelzener einst zu ihrem Spitznamen „Ulenköper“ kamen. Gebannt und zugleich amüsiert verfolgten die Teilnehmer der Stadtführung, wie der gewiefte Peter Wulf dem so sehr von sich und seiner Schlauheit überzeugten Kaufmann Böning einen Sack mit Eulen anstelle von Birkhähnen verkauft und sich dabei der Ähnlichkeit der plattdeutschen Worte „Barftgaans“ (Barfußgänger) und „Barkhahns“ (Birkhähne) bediente. Denn Böning versteht, was er verstehen soll: Barkhahns. Später, vor dem Amtmann in Oldenstadt, bei dem der Kaufmann den Spitzbuben angezeigt hatte, wundert sich Peter Wulf „Barkhahns? – Ich habe nur aus Spaß ‚Barftgaans‘ gesagt. Und nun sagen Sie doch selber, seit wann tragen Eulen Schuhe und Strümpfe? Kann ich etwas dafür, dass der Kaufmann nicht besser hinhört?“ Und, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, fügt er hinzu „Ich dachte, er wollt‘ die Eulen in einen Vogelkäfig stecken und ihnen das Singen beibringen

Soweit die Geschichte, deren Wahrheitsgehalt nicht bis ins Letzte überprüfbar ist, die aber dazu beitrug hat, dass die Uelzer im ganzen Hannoverland als „Ulenköper“ (Eulenkäufer) bekannt sind. Am 6. Mai 1967 wurde die vom Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke geschaffenen Skulptur eingeweiht, in der sich diese Ulenköper-Saga wiederfindet. Sie steht, kommt man vom Alten Rathaus, am Beginn des Kirchplatzes und ist beliebter Treffpunkt beim jährlichen Weinmarkt. Alle GästeführerInnen steuern dieses Denkmal an und erzählen die Geschichte in Kurzform, wie sie auch auf einer Platte auf dem Sockel steht. Üblich ist es, vom „Uhlenköper“ zu sprechen, mit dem „h“ hinter dem Anfangsbuchstaben. Doch sowohl hier auf der Platte als auch in Dr. Reimer Egges Buch „Wenn auch manches noch der Verbesserung bedarf …“ und so manch anderer Beschreibung findet sich nur die „Ul“ – auch die legendäre Spirituose aus der Ratsweinhandlung „De Ul im Sack“ verzichtet auf das „h“, und so soll hier ebenfalls von dem „Ulenköper“ die Rede sein.

Die Idee zu diesem Denkmal kam auf, als sich die Uelzener Bildhauerin Helga Brugger anlässlich des 100jährigen Bestehens der Kreissparkasse Uelzen 1961 mit einem Modell an dem Wettbewerb für die Brunnenanlage vor dem Geldhaus beteiligte, „das bei allen Mitgliedern der Jury und aller Beteiligten außerordentlichen Beifall fand“. So zitiert Reimer Egge in seinem Buch aus einem Schreiben des damaligen Stadtdirektors Günter Goldmann an Helga Brugger. Zwar kam Bruggers Entwurf nicht zum Tragen, bewirkte jedoch, dass auf breiter Front über ein Ulenköper-Denkmal nachgedacht wurde. Peter Cordes („Opel-Cordes“) griff als Vorsitzender des Verkehrsvereins Uelzen die Idee auf, schob eine Spendenaktion an, sorgte für weiträumige Verbreitung der Aussage „Uelzen soll ein Ulenköper-Denkmal bekommen“. Mit Entwürfen beteiligten sich an diesem Wettbewerb insgesamt acht KünstlerInnen. Helga Brugger war dabei, Ruth Schaumann, Winfried Reinbacher, Waldemar Nottbohm … und Karlheinz Goedtke, der 1950 in seiner Heimatstadt Mölln den „Eulenspiegelbrunnen“ geschaffen hatte und dadurch für das Ulenköper-Denkmal von Interesse war. Sein Entwurf fand das Wohlwollen aller, und seit 1967 reiben Jung und Alt beim Vorbeigehen den blanken Taler in den Händen des Kaufmanns Böning, in der abergläubischen Hoffnung, dadurch künftig stets über genügend Geld zu verfügen.

 

  

Wahrzeichen Uelzens –
Das Goldene Schiff

Goldenes Schiff Sammlung J.-Chr. Meyer

Vor vielen Jahren, mehr als 70 Jahre ist das her, hing das Goldene Schiff noch in der Ellerndorf-Kapelle der St. Marien-Kirche von der Decke herab. Dort hatte es seit Menschengedenken gehangen. Den Brand des Kirchturms in den letzten Kriegstagen hatte es überstanden, doch dann stürzte es eines durchrosteten Drahtes wegen in die Tiefe und nahm dadurch erheblichen Schaden: es musste grundlegend saniert werden. Nun steht dieses kostbare Solitär-Stück in einer kleinen, verglasten – gesicherten – Nische im Eingangsbereich der Uelzener Marktkirche und ist – wie auch das unweit, am Rande des Kirchplatzes stehende Ulenköper-Denkmal – Anlaufpunkt bei jeder Stadtführung.

Was hat es mit diesem Schiff auf sich? Wie alt ist es? Wo kommt es her? Fragen über Fragen, die allesamt nicht mit letzter Klarheit beantwortet werden können. Zur 725. Wiederkehr der Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1995 machte sich Hans-Jürgen Vogtherr in seinem Buch „Das Goldene Schiff von Uelzen“ Gedanken darüber. In einer Handschrift im Uelzener Stadtarchiv mit dem Titel „Chronikalische Nachricht von den Hansestädten“ fand er einen Eintrag, in dem erstmalig das Goldene Schiff erwähnt wurde:

„In der Stadt Ultzen, so auch, als anfenglich erwehnet, eine fürnehme Hanse Stadt gewesen, im Nidersacksischen Kreise und Fürstenthum Lüneburg gelegen, haben sie [die Engländer] auch einen starcken Handel gehabt [ … ] woselbst, wen sie angelanget, am selbigen Orte auch Marckt gehalten und ihre Wahren an Tüchern und dergleichen geschwinde verkaufft worden, daher es der Schnellemarckt genannt. [ … ] Wie sie dan auch zur Gedechtnis und Dankbarkeit ein verguldetes Schiff mit Clenodien versetzt in gemelte Pfarkirche verehret, so noch alda vorhanden.“ Die Entstehungszeit dieses Textes ordnet Vogtherr auf die Zeit nach dem großen Stadtbrand ein, nennt die Jahre von 1646 bis 1650.

Bei der Führung mit dem Nachtwächter spielt eine Szene an der Heilig-Geist-Kapelle, ganz in der Nähe des einstigen Taterhofes, der eine Niederlassung des Stalhofes war, dem bedeutenden Handelshaus in London. Diese Sequenz handelt von der herausragenden Rolle, die der Uelzener Kaufmann Valentin von Horn damals, in der Hochzeit der Hanse, spielte. Ihm, dem Sohn des Bürgermeisters Johann von Horn, wird es zugeschrieben, dass er damals aufgrund seiner vielfältigen Verdienste um den Handel zwischen England und Deutschland, speziell Uelzen, das Goldene Schiff erhalten und in die Hansestadt gebracht haben soll. Doch wer hat es ursprünglich erschaffen? Welche Funktion hat es gehabt? Darüber lässt Vogtherr in seinem Buch Experten zu Wort kommen. Einer von ihnen, Stefan Bursche, sieht das Schiff „als Zeuge mittelalterlicher Lebenswelt“ und erkennt eingangs seines Textes: „Einmalig in seiner Art, birgt das Goldene Schiff bis heute das Geheimnis seines Ursprungs und seiner Bestimmung“.

Lassen wir dem Schiff, unserem Goldenen Schiff, die Geheimnisse, die es umgeben, freuen uns stattdessen an diesem wunderschönen Stück, das „… aus getriebenem Kupferblech gefertigt, feuervergoldet und mit Edelsteinen besetzt“ [ist], so Bursche. Es ist ein Stück Uelzer Stadtgeschichte und steht für Tradition und Wirtschaft in den Jahren der Hanse.

Das Goldene Schiff – Sinnbild für Uelzen und die Hanse – Anlaufpunkt bei jeder Stadtführung

Einige der 333 Mail-Art-Kunstwerke, die Georg Lipinsky und seiner Künstler-Kollegen zur 725-Jahrfeier der Stadt Uelzen auf den Postweg brachten

 

 

Das‚Goldenes‘ Schiff – wie es der Künstler Frank Popp sieht.

 

Denkmal zur Deutschen Einheit

Denkmal zur Deutschen Einheit

Am 3. Oktober 1995 wurde dieses von dem Bildhauer Arne Schmidt aus Molzen geschaffene Denkmal eingeweiht. Der Standort wurde bewusst gewählt: am Rand des Ratsteiches, unweit zur Gertrudenkapelle und des Hammersteinplatzes, von dem der Verkehr aus fünf Straßen auf die an dem Denkmal vorbeiführende Gudesstraße geleitet wird.

Zwei Granitbrocken – der eine aus rotem Meißener Granit, der andere aus grauem Kamenzer Granit – sind durch ein langes Stahlband miteinander verbunden. Dieser stählerne Streifen trägt die Inschrift „LÖSEN – FÜGEN – ERFASSEN – BEGREIFEN – ANNEHMEN 3. Oktober 1995“. Überliefert ist, wie Arne Schmidt seinerzeit bei der Einweihung seine Herangehensweise beschrieb: „Mein Wille war es, eine raumgreifende, offene Anlage zu schaffen, die sich in die Grünanlage und Fußwegbereich einfügt und die Passanten auf ihrem Weg entlang des Ratsteiches begleitet und sie zum Nachdenken auffordert – Gegensätzliches wird zusammengeführt, verbunden, vereint.“ (aus „Landkuss – Das Magazin, Heft 2)

Das Jahr 1995, in dem dieses Denkmal errichtet wurde, hat für die Stadt Uelzen eine gleich dreifache Bedeutung: Zum einen jährte sich die Verleihung der Stadtrechte zum 725. Mal, seit dem Kriegsende waren 50 Jahre vergangen und fünf Jahre zuvor wurde die deutsche Einheit wieder vollzogen.

 

Gedenkstein

zum 17. Juni 1953

Gedenkstein 17. Juni 1953

In unmittelbarer Nähe zum Denkmal der Deutschen Einheit steht gleich zu Beginn des den Ratsteich begleitenden Fußweges dieser Findling. Efeu klettert an ihm empor, gibt dem Stein etwas Altes, längst Vergessenes  – was auch irgendwie symbolisch ist – erinnert doch die Inschrift an den Tag, der bis 1990 als Tag der Deutschen Einheit ein Feier- und Gedenktag war – an den 17. Juni 1953. An diesem Tag kam es in der gerade mal vier Jahre alten DDR, der „sowjetisch besetzten Zone“, wie der SED-Staat damals im Westen noch genannt wurde, zu einem Volksaufstand. Ausgelöst wurde er durch eine immer prekärer werdende Lebensmittelversorgung. Es gab lange Schlangen vor den Geschäften, nachts zeitweise keinen Strom – kurz: das Volk wurde unzufrieden. Als dann noch die Arbeitsnormen heraufgesetzt wurden, war das Maß voll. In der Ost-Berliner Stalinallee begannen die Bauarbeiter mit einem Streik, der sich binnen weniger Stunden auf über 700 Orte ausweitete und zu einem Generalstreik führte. Doch mit Hilfe sowjetischer Panzer-Einheiten schlug die Regierung diesen Aufstand blutig nieder.

In der Bundesrepublik wurde bereits am 4. August 1953 ein Gesetz erlassen, dass dieser niedergeschlagene Versuch der Menschen im Osten, mehr Rechte und größere Freiheit zu erlangen, mit einem Feiertag gewürdigt werden soll – der 17. Juni wurde zum „Tag der Deutschen Einheit“. Als am 3. Oktober 1990 diese deutsche Einheit endlich real wurde, geriet der 17. Juni mehr und mehr in den Hintergrund. Und so wie der Gedenkstein allmählich zuwächst, verblasst auch die Erinnerung an das, was damals an diesem Tag passierte.

Dem Findling wird das egal sein, der Stein ist geduldig – er trug schon mehrere Inschriften:
Errichtet wurde er 1913 zum 25. Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm II. Dessen Abdankung führte 1919 zur Entfernung der Inschrift-Platte. 1928 wurde er dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg gewidmet (damals war das heutige „Ilmenauufer“ der „Hindenburgwall“). 1954 bekam er seine jetzige Inschrift.

 

Friedrich-Ebert-Brunnen

Friedrich-Ebert-Brunnen

Dieser Brunnen in zentraler Lage der Friedrich-Ebert-Straße – gelegen zwischen der Niendorfer Straße und der Albertstraße – soll an den Politiker Friedrich Ebert (1871-1925) erinnern. Ebert wurde 1913 zum 1. Vorsitzenden der SPD gewählt, war von 1919 an bis zu seinem frühen Tode der 1. Reichspräsident Deutschlands. Im wesentlichen wurde diese Brunnenanlage durch Spenden der Bevölkerung finanziert. Die Einweihung am 30. August 1928 war ein regelrechtes Volksfest mit Fackelzug und Musikkapellen, Gesangsvereinen und der Mitwirkung diverser Verbände. Die Figur soll das „Schaffende Volk“ darstellen.

Unter der NSDAP wurden die Friedrich-Ebert-Straße und der Brunnen umbenannt in Horst-Wessel-Straße und Horst-Wessel-Brunnen. Nach Kriegsende erfolgte die Rückbesinnung auf Friedrich Ebert.