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25. Mai 2017

Rundgang der TVU-Wandergruppe zu bekannten und unbekannten Denkmalen in Uelzen

Neben Albrecht Thaer zählt er zu den großen Förderern und Modernisierern der Landwirtschaft. 1840 gründete er den Landwirtschaftlichen Provinzialverein Uelzen, mit dem er durch Vorträge, Schulungen und mittels Publikationen die Landwirtschaft reformierte und immer wieder auf den neuesten Stand brachte: Christian Freiherr von Hammerstein. Am 11. April 1850 starb er in Uelzen, dort, wo jetzt das ‚Hotel am Hammersteinplatz‘ steht. Anlässlich seines Todes errichtete der Provinzialverein ihm zu Ehren ein Denkmal an dem Bahnübergang an der Ebstorfer Straße. Als diese Straße umgebaut wurde, um in einer Unterführung die Bahnlinie zu queren, wurde das Monument umgesetzt an den Brunnen am Hindenburgwall (heute Ilmenau-Ufer). Zu Hammersteins 150. Todestag wurde das Denkmal auf Veranlassung des Museums- und Heimatvereins an dem Platz aufgestellt, der seinen Namen trägt – am Hammersteinplatz.

Dieses und noch viel mehr erfuhren am Mittwoch vor Himmelfahrt die Teilnehmer des Stadtrundganges der TVU-Wandergruppe. Start war – wie immer bei den Mittwochs-Wanderungen – am Busbahnhof neben dem neuen Rathaus. Kurz beschrieben wurde das „Bürgerforum“ am Herzogenplatz, ein Geschenk aus Anlass des Firmenjubiläums des  Baugeschäfts Willi Meyer an die Stadt Uelzen, bevor die Gruppe am benachbarten ‚Mahnmal für die Opfer des Nazi-Regimes‘ innehielt. 1988 wurde es aufgestellt – die an eine große, breite Säule gefesselte und geknickte kleine Säule symbolisiert, wie brutale staatliche Macht Menschen knechten und zerbrechen kann. Der vielen Uelzenern wohl unbekannte Brunnen in der Friedrich-Ebert-Straße, die „1000 Jahre“ lang Horst-Wessel-Straße hieß, war der nächste Anlaufpunkt. Am Ratsteich waren es gleich zwei Male, die besprochen wurden: Das 1995 eingeweihte „Denkmal zur Deutschen Einheit“ des Künstlers Arne Schmidt aus Molzen und der Stein zum Gedenken des Aufstandes in der DDR am 17. Juni 1953. Symbolisch für das – vielleicht gewollte – Schwinden dieses besonderen Tages aus dem allgemeinen Bewusstsein ist das grüne Zuwuchern dieses Steines …

Weitere Stationen waren der Brunnen auf dem Schnellenmarkt, das Höber-Haus in der Doktorenstraße, von dem der Stadt-Brand von 1826 ausging, und der Gedenkstein für den am 17. April 1945 standrechtlich erschossenen Hauptmanns Erich Marquardt, dessen einziges Vergehen war, nach mehr als 48 durchwachten Stunden  der Verteidigung Uelzens beim Einholen neuer Instruktionen in der NS-Zentrale im Clubhaus eingeschlafen zu sein …

Die Luther-Büste an der Ecke Ebstorfer / Lüneburger Straße kennen auch nicht so ganz viele; von dem Findling an der Schillerstraße, der auf die Schiller-Eiche gleich dahinter am Schiller-Platz verweist, hatte bis zu diesem Tag kaum jemand der Gruppe Kenntnis genommen – ebensowenig wie von dem nebenan in dem kleine Park stehenden Stein mit der Inschrift „Deutsche Kriegsgefangene in Ost und West mahnen das Gewissen der Welt“. Mit dem Betrachten der „Venus“ am Stadtgarten an der Bahnhofstraße, dem Uhlenköper-Denkmal, dem Kuhlau-Relief am alten Rathaus und dem Kriegerdenkmal am Herzogenplatz ging ein informativer Rundgang durch die Geschichte der Stadt Uelzen, wie sie sich anhand von Denk- und anderen Malen zeigt, zuende.


2. Juni 2017

Hanse-Radler Hans

Pfingsten stand vor der Tür und uns war danach, mal wieder etwas andere Luft zu schnuppern. Diesmal sollte es Nordsee-Luft sein. Dornumersiel war unser Ziel. Doch darüber möchte ich hier nicht viel schreiben, das ist Thema eines Reiseberichts in meinem Heimatblatt, der vielleicht irgendwann abgedruckt wird. Nein, das, was das Besondere an diesem Aufenthalt am Deich war, das ist die Begegnung mit einem Menschen, der mich nach wie vor sehr beeindruckt: Hanse-Radler Hans.

Ich traf ihn am Pfingstfreitag auf dem Weg zu den Sanitär-Räumen des Campingplatzes. Er stand am Geländer des Gebäudes und unterhielt sich mit einem anderen Camper. Dabei fielen u.a. die Worte „Hansetage“ und  „Kaunas“. Ich hielt inne und mischte mich mit ein. „Da kenn ich auch einen, der damals dabei war“. Es stellte sich heraus, dass der mir bis dahin Fremde anlässlich dieser im Jahre 2011 dort abgehaltenen Hansetage unseren Uelzener Künstler Georg Lipinsky und seine in den Flusswiesen vor der Einmündung des Flusses Neris in die Memel aufgebaute Installation „Santaka“ (Zusammenfluss) kennengelernt hatte.

Ein Nachbau dieses aus 38 Holzpfählen bestehenden Kunst-Werkes war lange Zeit am Bürger-Forum auf dem Herzogenplatz in Uelzen zu sehen – da es aber häufig Ziel von Randaleuren war, wurde es an einem anderen Ort aufgebaut – leider ist es damit ein wenig der Wahrnehmung der Touristen entzogen, die Uelzen durchstreifen. (Ich werde bei passender Gelegenheit in Foto davon hinzufügen.)

Hans, wie sich der Fremde dann vorstellte, mit dem Nachsatz „Hanse-Radler Hans“, hatte nicht nur diese Hansetage in Kaunas (Litauen) besucht, sondern seit dem Hansetag in Kalmar 1987 – bis auf einen krankheitsbedingten Ausfall – ALLE Hansetage. „2009, als der Hansetag in Nowgorod stattfand, war ich leider krank.“ Und in diesem Jahr war der aus Lübeck stammende Hanse-Radler mit seinem Drahtesel und einem kleinen Zeit auf dem Weg nach Kampen / Holland, um dort an den diesjährigen Hansetagen teilzunehmen.

Zu dem Begriff „Hansetage“ schreibt Wikipedia:  „Die Hansetage der Neuzeit sind die Zusammenkünfte der Neuen Hanse, die alljährlich in einer der Mitgliedsstädte durchgeführt werden. Ehemalige Hansestädte haben im Jahr 1980 in der niederländischen Stadt Zwolle die Hanse neu begründet, um den grenzüberschreitenden Hansegedanken wieder zu beleben, das Selbstbewusstsein der Hansestädte zu fördern und die Zusammenarbeit zu entwickeln. Die Neue Hanse ist seither die weltweit größte freiwillige Städtegemeinschaft.“ Und natürlich wollte nicht nur der Hanse-Radler nach Kampen, auch Uelzen schickte eine Abordnung, wie sich in einem spontanen WhatsApp-Dialog ergab.

Hans Potratz – so der eigentliche Name des Mannes, der alle seine Hanse-Touren mit dem Fahrrad zurücklegt – war während seines Berufslebens Lokführer, kennt aus alten Zeiten auch die Zuckerfabrik in Uelzen, auf deren Betriebshof damals die Zuckertransporte aus dem Norden endeten. Heute wird das ja alles per LKW abgewickelt. Als Ausgleich zu seinem Beruf wandte er sich dem Radfahren zu und als alter Hansestädter machte er den Besuch der jährlichen Hansetage zu seinem Hobby. Und so radelte er u.a. nach Pärnu (Estland) und Turku (Finnland) – beide Touren waren jeweils rund 1300 Kilometer lang … Hochachtung! Als er von seiner Tour 2012 zu den Hansetagen in Lüneburg (an denen auch die Gruppe der Nachtwächter aus Uelzen teilnahm) erzählte, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und musste ihn ein verrücktes Huhn nennen (Reinhard Schamuhn, der sich selber so bezeichnete, mag mir das verzeihen). Denn direkt von Lübeck aus nach Lüneburg zu fahren, wäre keine Herausforderung. Und so wählte er damals die Strecke über Wismar, Magdeburg, Halle, Salzwedel … Rund 850 Kilometer – so schätzt er – werden es wohl gewesen sein …

Nun also als 30. Hanse-Tour des Hanse-Radlers Hans die Fahrt nach Kampen/Holland. Ich wünschte ihm möglichst viel Rückenwind sowie gutes Wetter für die Fahrt und die Zeit dort. Und dachte daran, wie anstrengend für mich doch schon nur das Abradeln einer 50-Kilometer-Strecke ist.

Für die, die ein bißchen über Kampen efahren möchten: https://www.sparheld.de/reisen/news/internationale-hansetage-2017-im-niederlaendischen-kampen-mit-300000-besuchern